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Pro Nationalpark Steigerwald

Nationalparke in Deutschland: unersetzliches Naturerbe

Deutschland ist zu Recht stolz auf seine kulturellen Werte, auf die unterschiedlichen Traditionen und Eigenarten seiner Regionen. Das Naturerbe zu bewahren, spielt bislang aber nur eine untergeordnete Rolle:
Auf 2 % der Landfläche Deutschlands soll sich bis 2020 die Natur  wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln, so das Ziel in der Nationalen Strategie zum Schutz der Biologischen Vielfalt (Biodiversität). Erst 0,6 % der Landfläche sind nach aktuellen Einschätzungen bisher erreicht. (Bundesamt für Naturschutz (BfN), Wildnisgebiete, 2019)

Nationalparke können einzigartige Naturlandschaften als unser natürliches Erbe schützen.
Nationalparke sind unverzichtbar für die biologische Vielfalt und den Artenreichtum unserer Erde.
„Nationalpark“ ist die einzige deutsche Großschutzgebiets-Kategorie mit dem Motto „Natur Natur sein lassen“. Nationalparke nehmen lediglich 0,6 % der deutschen Landfläche ein.
(In „Naturparken“ und „Biosphärenreservaten“ geht es vorrangig um den Erhalt von durch Bewirtschaftung entstandener Kulturlandschaft.)

Sonderheft der Zeitschift NATIONALPARK zum Steigerwald, 2023

„Für den Nationalpark Steigerwald“ – unter diesem Motto analysieren die Autoren, warum wir den Nationalpark Steigerwald brauchen. Weitere Beiträge befassen sich mit der Bedeutung ungenutzter Wälder für die biologische Vielfalt, den Unterschieden zwischen verschiedenen Schutzgebieten und der globalen Nationalparkdebatte. Enthalten sind auch Karten zu der vorgeschlagenen Gebietskulisse und im Fragen / Antworten zur Nationalparkdebatte. Mit beeindruckenden Bildern renommierter Naturfotografen.
Redaktion: Martin Rasper. Hauptautoren: Claus Obermeier, Volker Oppermann, 
Dr. Ralf Straußberger, Dr. Norbert Schäffer, Dr. Christian Stierstorfer. 

Hier finden Sie das Sonderheft als pdf

Nationalparke als großflächige Schutzgebiete haben wichtige Aufgaben:

  • Schutz der Biodiversität:
    • der Vielfalt von Lebensräumen/ Biotopschutz: Nationalparke sichern Lebensräume für wildlebende Pflanzen, Pilze und Tiere.
    • der Vielfalt von Arten: Nationalparke bieten Raum für stabile Populationen seltener Arten.
    • der Vielfalt von Genen/ Erbanlagen
  • Prozessschutz: Natürliche Prozesse können großflächig so ablaufen, wie sie es seit Jahrtausenden tun.
  • Hohe Anpassungs- und Regenerationsfähigkeit gewährleisten: Der Erhalt der Biologischen Vielfalt (Lebensräume, Arten und Gene) und der natürlichen Prozesse bietet gute Voraussetzungen für eine optimale Anpassung an Umweltveränderungen und eine hohe Regenerationsfähigkeit.
  • Forschung und Beobachtung (Monitoring): In Nationalparken werden wichtige Erkenntnisse über Ökosysteme gewonnen.
  • Lernfläche: Die gewonnen Erkenntnisse können unter anderem zeigen, wie sich der Wald in Krisen, wie der Klimakrise, selbst helfen kann. Dieses Fachwissen kann dann im Wirtschaftswald umgesetzt werden, um diesen weniger krisenanfällig zu machen.
  • Naturerlebnis und Umweltbildung: Nationalparke schaffen einmalige Naturerlebnisräume, ermöglichen vielfältige Naturerfahrung und können für Umweltbildung genutzt werden.
  • Regionalentwicklung fördern: Nationalparke erhöhen die Attraktivität ganzer Regionen und tragen mit zu deren wirtschaftlicher Entwicklung bei. Nationalparke sind Anziehungspunkte eines blühenden naturnahen und sanften Tourismus.

Mehr Raum für wilde Wälder

Nationalparke haben wenig Raum in Deutschland: In Deutschland gibt es zurzeit 16 Nationalparke (0,6 % der Landesfläche). In Bayern bedecken die Nationalparke Bayerischer Wald und Berchtesgaden nur etwa 0,5 % der Landesfläche. Innerhalb Europas gehört Deutschland mit zum Schlusslicht, so hat Italien 5 % seiner Landfläche in Nationalparken geschützt, Österreich 3 %.

Die Holznutzung steht in Waldnationalparken nicht mehr im Vordergrund, sondern muss auf der Hälfte der Fläche eingestellt werden, mittel- bis langfristig auf mindestens 75 % der Fläche. Der Wald soll sich ohne Nutzungsdruck wieder frei entfalten.

Das 10 % - Ziel Naturwald: Die Bundesregierung hat in ihrer Biodiversitätsstrategie vorgegeben, dass 10 % des öffentlichen Waldes bis 2020 der natürlichen Entwicklung überlassen werden sollen. Der öffentliche Wald hat hier Vorbildfunktion. Durch die Ausweisung eines Nationalparks Steigerwald auf Staatswaldfläche bietet sich Bayern die Chance die großen bestehenden Defizite im Waldnaturschutz abzubauen. Bislang sind nur ca. 7 % der öffentlichen Waldfläche aus der Nutzung genommen, das sind ca. 3 % des bayerischen Gesamtwaldes.

Wälder mit besonderer Bedeutung für die Biodiversität wurden nach erfolgreichem Volksbegehren Artenvielfalt in Bayern geschützt : Im August 2019 wurde der Art. 12a des „Bayerischen Waldgesetzes (BayWaldG)“ wie folgt geändert: „(2) Bis zum Jahr 2023 wird im Staatswald ein grünes Netzwerk eingerichtet, das 10 Pro­zent des Staatswaldes umfasst und aus naturna­hen Wäldern mit besonderer Bedeutung für die Biodiversität besteht (Naturwaldflächen).“ Die staatlichen Buchenwälder im Nordsteigerwald beherbergen zahlreiche seltene und bedrohte Lebensräume und Arten. Sie haben herausragende Bedeutung für die Biodiversität und müssen umgehend durch ein großflächiges nutzungsfreies Schutzgebiet geschützt werden." 2020 wurden zahlreiche Naturwälder im Staatswald ausgewiesen, das ist ein großer Schritt voran. Leider fehlen großflächige Naturwälder, wie der Nationalpark Steigerwald. Pressemitteilung von BN und Greenpeace 2020.

Große Unterschiede zwischen Naturwald und Wirtschaftswald: Der deutsche Wald besteht heute zum größten Teil aus naturfernen Nadelholz-Plantagen (Fichten- und Kiefernmonokulturen), auch seine Laubwälder sind i.d.R. durch jahrhundertelange Bewirtschaftung degradiert. Es sind strukturarme Kunstwälder, die im Vergleich zu natürlichen Wäldern in ihrer Baumartenzusammensetzung verändert sind, jung sind, einen kleinen Holzvorrat und wenig Biotopbäume und Totholz enthalten, dies zeigen die Ergebnisse der letzten Bundeswaldinventur. Über 97 % der deutschen Wälder werden aktuell zur Holzgewinnung bewirtschaftet.

Wird im deutschen Wald zu viel geschützt oder zu viel Holz geschlagen?
Seit den 1990er Jahren hat sich der Holzeinschlag in Deutschland verdoppelt, bis 2020 soll er sich verdreifachen. Deutschland verbraucht so viel Papier wie die Kontinente Afrika und Südamerika. Der Export von Laubholz ist wesentlich höher als der Import (Stand 2014): bei Laubrohholz 3 x so hoch, beim Laubschnittholz fast doppelt so hoch. (Quellen: Aktionsplan der Bundesregierung zur stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe, BMEL, 2009; Arbeitsgemeinschaft deutscher Rohholzverbraucher, 2009; Holzmarktbericht Deutschland 2014, BMELV-Statistik ).

Warum ist der Erhalt von Buchenwäldern so wichtig?

Naturerbe bewahren

Rotbuchenwälder gibt es nur in Europa: Das weltweite Verbreitungsgebiet der Rotbuche ist auf Mitteleuropa konzentriert (s. Abbildung). Ein Viertel davon, 26 %, liegt in Deutschland. Deutschland und vor allem dem Flächenland Bayern kommt damit eine herausragende Verantwortung für den Schutz der Buchenwälder zu, hier vor allem der alten Buchenwälder und ihrer Bewohner.

Deutschland - Ein Buchenland? Deutschland wäre von Natur aus zu fast 70 % von Buchenwäldern bedeckt. Vom Gesamt-Areal sind nur noch 7- 8 % naturnahe Buchenwälder erhalten, dies entspricht ca. 4,5 % der deutschen Landfläche. Urwälder gibt es in Deutschland keine mehr.

Alte Wälder sind Mangelware und unzureichend geschützt: Alte Buchenwälder über 200 Jahre sind für die biologische Vielfalt besonders wertvoll, da alte Bäume und Totholz Lebensraum für viele Arten bieten. Bäume werden im Wirtschaftswald jung geerntet, Buchen erreichen mit 120 – 140 Jahren gerade mal ein Drittel ihrer natürlichen Lebenserwartung von 300 – 400 Jahren. Nur ein kleiner Anteil der verbliebenen deutschen Buchenwälder ist älter als 160 Jahre (8 % laut Bundeswaldinventur 3). Nur ca. 0,5 % des deutschen Gesamtwaldes sind laut einer Studie des Bundesamtes für Naturschutz dauerhaft geschützte nutzungsfreie Buchenwälder. Sie befinden sich meist in Kernzonen von Nationalparks oder Naturwaldreservaten.

Große Naturwald-Defizite in Bayern


Starke Arealschrumpfung bei Buchenwäldern:
In Bayern ist die Buche am verbliebenen Wald (36 % der Landesfläche) nur noch mit 13,3 % beteiligt. Damit sind die Buchen in Bayern auf einen kümmerlichen Rest ihres natürlichen Verbreitungsgebietes zurückgedrängt worden.

Zu wenig geschützte Buchenwälder:
Nur ca. 7 % der öffentlichen Waldfläche
sind in Bayern aktuell aus der Nutzung genommen. (Öffentlicher Wald: Staatswald, Kommunalwald und Bundeswald)

Kaum noch alte Wälder:
Im Bayerischen Staatswald gibt es nur noch ca. 1 % alte Wälder
, sogenannte Klasse 1 Wälder. (siehe "Biotopbäume und Totholz im bayerischenStaatswald schützen, erhalten und fördern", Reinhardt Neft, Vorstand Bayerische Staatsforsten, LWF aktuell 55/2006).

Klasse 1 Wald ist von den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) definiert als: Echte Altbäume und Reste alter Wälder (Flächen mit über 180-jährigen Buchen, über 300 jährigen Eichen und über 300 jährigen Nadelbäumen (in Gebirgen und Mooren), sowie besondere schützenswerte, einzeln stehende Altbäume).

Große Artenverluste durch Arealschrumpfung des Lebensraums "Alte Buchenwälder":
Viele Bewohner alter Buchenwälder mit dicken uralten Bäumen und großen Totholzmengen, wie Fledermäuse, Spechte, Totholzkäfer oder Holzpilze, sind in Bayern heute stark gefährdet.

  • über 11.000 Arten leben in mitteleuropäischen Buchenwäldern
  • gut 1/4 davon sind Buchenwaldspezialisten, sie überleben nur hier
  • 1/3 aller Waldlebewesen Europas ist auf Uraltbäume mit vielfältigen Habitatstrukturen und Totholz angewiesen

Warum soll der nördliche Steigerwald Nationalpark werden?

Herausragende ökologische Wertigkeit

Die herausragende ökologische Wertigkeit des nördlichen Steigerwaldes und seine Eignung als großflächiges Schutzgebiet ist von zahlreichen Experten und in mehreren Studien bestätigt, so:

  • Die zweitwichtigste Vorrangfläche für großflächige Schutzgebiete in Laubwaldgebieten in Deutschland (HEISS 1992).

  • Waldregion mit internationaler Bedeutung für den Artenschutz und zweitwichtigste Vorrangfläche für großflächige Waldschutzgebiete in Laubwaldgebieten in Deutschland“ (Bekanntmachung der der EU gemeldeten FFH-Gebiete und der Europäischen Vogelschutzgebiete Bayerns, Bayerisches Staatsministerius für Landesentwicklung und Umweltfragen, 2001)

  • Breites  Spektrum  unterschiedlicher Buchenwaldbestände: Ein kleinflächiges Mosaik aus den FFH-Lebensraumtypen „Hainsimsen-Buchenwald“, „Waldmeister-Buchenwald“ und „Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald“ kennzeichnet diese Waldlandschaft. Von den insgesamt ca. 72 000 ha dieser in Deutschland als „sehr gefährdet“ eingestuften gemischten Vegetationsform blieb mit dem Steigerwald das bedeutendste Vorkommen von nahezu 18 000 ha erhalten. Hinzu kommt ein Aderwerk von ebenfalls zu den FFH-Lebensraumtypen gehörenden „Erlen- und Eschenwäldern an Fließgewässern“. (Buchenwald-Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie, StMUGV, 2006 / Arten- und Biotopschutzprogramm Landkreis Bamberg, 2006).

  • In einer Machbarkeitsstudie des Bundesamts für Naturschutz, nach der deutsche Buchenwaldgebiete als Weltnaturerbe bei der UNESCO nominiert werden sollten, erreicht der Steigerwald die fünftbeste Platzierung unter 24 deutschen Buchenwaldgebieten und den ersten Platz in Bayern. (Machbarkeitsstudie für Weltnaturerbenominierung eines deutschen Buchenwald-Clusters, BfN 2006)

  • Untersuchungen in Naturwaldreservaten des Steigerwaldes belegen den immensen Artenreichtum dieser nicht mehr bewirtschafteten alten Buchenwälder.

  • Die „Studie für ein mögliches UNESCO- Weltnaturerbe Steigerwald", die vom Bayerischen Umweltministerium 2015 im Rahmen des Regionalen Dialogprozesses in Auftrag gegeben wurde, bekräftigt die hohe Wertigkeit des Steigerwalds. (PAN, Planungsbüro für angewandten Naturschutz GmbH, 2015)

  • Bei der Expertenanhörung zum dritten Nationalpark in Bayern im Umweltausschuss im März 2017 kristallisierten sich die zwei Favoriten heraus: Der Spessart und der Steigerwald. (https://www.bayern.landtag.de/aktuelles/sitzungen/aus-den-ausschuessen/umweltanschauss-anhoerung-zum-3-nationalpark/)

Naturwald besser als Wirtschaftswald

Die Laubmischwälder des Steigerwaldes sind insgesamt noch in einem naturnahen Zustand. Forschungsergebnisse aus Naturwaldreservaten, also aus unbewirtschafteten Wäldern, belegen jedoch, dass diese im Vergleich zum Wirtschaftswald eine markant höhere Vielfalt an gefährdeten waldtypischen Arten besitzen.
Die naturnahen Wirtschaftswälder im Nordsteigerwald können sich relativ rasch wieder zu einem artenreichen großflächigen Naturwald entwickeln.

Naturwaldreservate als Keimzellen für den „Urwald von morgen"

In den seit Jahrzehnten nicht mehr bewirtschafteten Naturwaldreservaten wie Waldhaus und Brunnstube bei Ebrach sowie Kleinengelein und Böhlgrund im Nordteil des diskutierten Nationalparks haben einzelne Urwaldreliktarten wie der Eremit und hochbedrohte Arten wie der Halsbandschnäpper überlebt.

Besondere Fülle bemerkenswerter und gefährdeter Arten

Die alten Laubmischwälder im Nordsteigerwald bieten eine ideale Heimat für viele Arten, wie Wildkatze, Mopsfledermaus und Wespenbussard. Waldtypische Arten unter den 55 Brutvogelarten wie Mittelspecht, Grauspecht, Trauer- und Halsbandschnäpper, Wespenbussard, Sperlings- und Raufußkauz kommen hier in hoher Siedlungsdichte vor. Bei den Säugetieren ist neben den 15 nachgewiesenen Waldfledermaus-Arten die vom Bund Naturschutz erfolgreich eingebürgerte Wildkatze hervorzuheben. Für die Artenvielfalt von holzbewohnenden Insekten und Pilzen sind diese Reservate Referenzflächen von nationaler Bedeutung. Diese Wälder können als Keimzellen fungieren, von denen aus sich die ursprüngliche Flora und Fauna wieder in einen künftigen Nationalpark ausbreiten kann.

im Detail:
Im Gebiet wurde eine besondere Fülle bemerkenswerter und gefährdeter Pflanzen- und Tierarten nachgewiesen, die nach (STÖCKER et al. 2015) der Vielfalt bestehender Buchenwaldschutzgebiete gleich kommt bzw. diese sogar übertrifft.

  • Bisher wurden mind. 15 Waldfledermausarten (z.B. Bechsteinfledermaus, Mopsfledermaus, Mausohr) nachgewiesen.
  • Nach Untersuchungen von WALENTOWSKI et  al.  (2010)  zählt  der  Nördliche  Steigerwald  insbesondere für  Vogelarten  reifer  Waldstandorte zu den Hotspot-Gebieten bayerischer Wälder. 55 Brutvogelarten (z.B. Halsbandschnäpper, Mittelspecht, Schwarzstorch und Eisvogel) wurden im Steigerwald dokumentiert, insgesamt haben etwa 108 Vogelarten nach Untersuchungen (STÖCKER et al. 2015) ihren Lebensraum im Nördlichen Steigerwald.
  • Die beiden Buchenaltwälder im Steigerwald, die Naturwaldreservate Waldhaus und Brunnstube, finden sich auch unter den herausragenden bayerischen Naturwaldreservaten in Bezug auf Pilze als Naturnähezeiger. In einem einzigen der insgesamt sechs Naturwaldreservate im Nordsteigerwald wurden auf 10 ha über 1.300 Arten nachgewiesen, davon 400 Großpilzarten (z.B. Ästiger-, Igel- und Dorniger Stachelbart). Insgesamt wurden bisher 1100 Großpilzarten entdeckt. Unter den Pilzarten finden sich in den alten und totholzreichen Beständen viele seltene und gefährdete Arten, darunter oft Arten mit niedrigen Fortpflanzungsraten und deshalb geringem Ausbreitungsvermögen (BÄSSLER et al. 2014)
  • Die Naturwaldreservate im Nordsteigerwald gehören zu den 22 bayerischen Hotspot-Gebieten xylobionter Urwaldreliktarten (BUßLER 2010). Bei den Totholzkäfern sind aus dem Steigerwald bisher über 518 Arten nachgewiesen  worden,  davon 7 Urwaldreliktarten (z.B. Eremit). 

(Quellen soweit nicht im Text angegeben:Studie für ein mögliches UNESCO-Welterbe Steigerwald, PAN im Auftrag des Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, 2015/
Von großen Bäumen und kleinen Tieren – LWF aktuell 118; Markus Blaschke, Christoph Hübner und Bernhard Förster)

Weitestgehend unzerschnittene Waldgebiete: Im Gegensatz zu vielen anderen großen Wald- bzw. Schutzgebieten, die durch Verkehrswege und Infrastruktureinrichtungen zerschnitten sind, sind hier derartige Störungen kaum zu finden. Es handelt sich hier um ein geschlossenes, nahezu siedlungsfreies und von öffentlichen Verkehrseinrichtungen wenig zerschnittenes Waldgebiet, in dem es lediglich einige wenig befahrene Kreisstraßen gibt. Nach einer Studie der Universität Stuttgart ist der Steigerwald von den 16 bayerischen Naturparken der am wenigsten zerschnittene. Und bei den 96 bayerischen Naturräumen rangiert er hinter fünf Alpengebieten an sechster Stelle. 

Ausreichend Staatswald: Der künftige ca. 10.000 – 11.000 Hektar große Nationalpark soll ausschließlich aus Flächen der insgesamt 17.000 Hektar umfassenden Staatswälder gebildet werden. Der Bund Naturschutz bringt als Einstandsgeschenk seinen Anteil am Naturschutzgebiet Spitalgrund mit einem urigen, seit langem unbewirtschafteten Laubwald ein.

Abgrenzung des Nationalparks: Im Mittelpunkt der Nationalpark-Überlegungen stehen zwei ausgedehnte Laubwaldkomplexe mit zusammen rund 11.000 Hektar, die ausschließlich aus Staatswald bestehen. Der südliche Teil mit 4.700 Hektar gehört überwiegend zum Landkreis Bamberg, der nördliche mit 6.200 Hektar zu den Landkreisen Haßberge und Schweinfurt. Der Nordsteigerwald könnte noch bei der Anmeldung weiterer europäischer Buchengebiete als „Weltnaturerbe“ berücksichtigt werden, wenn er als Nationalpark ausgewiesen würde. Ein flächiges Schutzgebiet mit weitgehender Einstellung der Nutzungen und einer eigenen Verwaltung ist Vorbedingung für eine Berücksichtigung als Weltnaturerbe-Anwärter. Diese Voraussetzung erfüllt der Steigerwald derzeit noch nicht.

Fazit: Der nördliche Steigerwald ist hinsichtlich der naturschutzfachlichen und strukturellen Gegebenheiten für einen Nationalpark sehr gut geeignet. Ein Nationalpark könnte als Naturerbe von Weltrang das Kulturerbe der nahe gelegenen Städte Bamberg und Würzburg hervorragend ergänzen und für wirtschaftliche Impulse in der ländlichen Region sorgen.