Artenvielfalt braucht großflächige nutzungsfreie Wälder Experten fordern bei Tagung in Ebrach mehr große Naturwälder
Holzbewohnende Pilzarten schaffen Lebensraum für andere Arten
Pilzexperte Dr. Max Zibold von der Universität Bayreuth referierte über holzbewohnende Pilzarten, die ihren eigenen Lebensraum zu Humus abbauen. Die Arten brauchen unterschiedliches Totholz nebeneinander: stehend oder liegend, dick oder dünn, besonnt oder beschattet - je dicker, desto artenreicher. Einige brauchen 100 Kubikmeter Totholz pro Hektar - in deutschen Wirtschaftswäldern finden sich durchschnittlich nur 10 bis 20.
Flechten sind hervorragende Bioindikatoren für gesunde Umwelt
Auch Flechten leiden unter dem Verschwinden alter Wälder. Zudem machen ihnen Luftverschmutzung und hohe Stickstoffeinträge den Garaus. Empfindliche Flechten sind Zeiger für saubere Luft. Sie leben jetzt alle zurückgezogen in großen Naturwäldern, so Flechtenexperte Prof. Roman Türk i.R. von der Universität Salzburg.
Alles oberirdische Leben basiert auf unterirdischen Nahrungsnetzen
In Buchenwäldern gibt es mehr als 2000 Bodenlebewesen. Bodenökologe Prof. Stefan Scheu von der Universität Göttingen erklärte, dass es Bakterien, Springschwänze, Regenwürmer und Co sind, die den Boden und damit die Bäume gesund halten. Alle fressen etwas anderes, viele davon Pilze. Die Artenvielfalt nimmt in Waldlücken mit 30 Metern Durchmesser ab, kann sich hier aber erholen. Bodenverdichtung durch Maschinen schädigt längerfristig.
Amphibien brauchen wilde Wälder
Wilde Wälder mit natürlicher Dynamik sind reich an Strukturen, wie Wurzeltellern und liegendem Totholz. Sie bieten Nahrung, Verstecke und halten Wasser in der Fläche. Der Biologe Ulrich Meßlinger: Biber schaffen Lebensräume für unzählige Arten und kostenlosen Hochwasserschutz. In Kleingewässern von Bibern leben viele Amphibien, auch Gelbbauchunken. Gefahren für Amphibien, wie verbaute Quellen, eingesetzte Fische, Forststraßen oder geschädigte Bäche sollten reduziert und Wasser im Wald gehalten werden.
Wälder geschlossen halten, damit die Bäume sich wehren können
Auch holzbewohnende Käfer bauen Holz ab, es entstehen Humus und Nistplätze für Vögel. In Bayern sind 17 % der Käferarten ausgestorben, 29 % vom Aussterben bedroht bis gefährdet. Käferexperte Hans Mühle plädierte für geschlossenere Wälder sowie mehr Totholz und ältere Wälder. Waldränder sollten nicht gemäht werden: Blüten bieten Nahrung für viele Insekten. Bäume können sich unter guten Bedingungen wehren und erholen. Kontraproduktiv ist oft die Entnahme von Eichenprachtkäfern befallener Bäume, weil dadurch viele Lücken entstehen, wodurch die anderen Bäum geschwächt und leichter von Käfern befallen werden.
Fledermäuse brauchen Naturwaldstrukturen
Bechsteinfledermäuse sind sehr standorttreu und brauchen vielen Baumhöhlen, die sie traditionell jahrzehntelang nutzen. Mopsfledermäuse leben unter abstehender Rinde oder in Ritzen. Sie wechseln, wie Bechsteinfledermäuse, diese Quartiere regelmäßig und benötigen viele solcher Altwald-Strukturen. Beide europaweit geschützte Waldfledermäuse leben auch im Steigerwald. Fledermäuse lassen sich übrigens nicht umsiedeln.
Veranstalter:
BUND Naturschutz in Bayern e. V.,
Waldreferat der BN-Landesfachgeschässtelle
Bauernfeindstr. 23, 90471 Nürnberg
Ulla Reck: Tel. 0176/200 385 23, ulla.reck@bund-naturschutz.de