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Artenvielfalt braucht großflächige nutzungsfreie Wälder Experten fordern bei Tagung in Ebrach mehr große Naturwälder

Renommierte Fachleute aus Deutschland und Österreich vermittelten im Rahmen der Ebracher Tagungsreihe „Naturerbe Buchenwälder“ des BUND Naturschutz (BN) spannende Einblicke in das verborgene Leben einiger Waldarten. Der voll besetzte Saal im Klosterbräu zeigte das starke Interesse der BürgerInnen. In Buchenwäldern nimmt die Artenvielfalt ab einem Alter von 200 Jahren stark zu, wenn Höhlen, Ritzen und viel Totholz entstehen. Hochspezialisierte Arten brauchen flächige alte Wälder, weil es nur dort sol-che „Lebens-Nischen“ in der notwendigen Anzahl, Nähe und Qualität gibt. Bei Insekten kann das eine große Mulmhöhle im dicken Baum sein, bei lang-sam wachsenden Flechten ein uralter Kronenast oder bei Pilzen morsches Holz einer bestimmten Zersetzungsphase sein. Oft können diese Arten nicht weit wandern und sterben in den jungen Wirtschaftswäldern aus. Der Arten-reichtum alter Wälder verschwindet, weil in Bayern Laubwälder über 160 Jahre nur noch auf etwa 2 % der Waldfläche vorkommen. Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN, erklärte: „95 % der Naturwälder Bayerns sind kleiner als 50 Hektar und damit zu klein, um die Lebensraumansprüche an-spruchsvoller Waldarten zu erfüllen. Wir brauchen nicht nur „Mini-Trittsteine“, sondern auch große nutzungsfrei Wälder, die sich natürlich ent-wickeln können. Der BN hält deshalb am Nationalpark Steigerwald und Bio-sphärenreservat Spessart fest. Diese Schutzkategorien sind die höchsten Aus-zeichnungen für Wälder und wir hoffen, dass diejenigen, die diese Waldge-biete bewirtschaften, dies als große Anerkennung ihrer naturnahe Waldbe-wirtschaftung begreifen.“ BN-Waldreferent Ralf Straußberger fasst zusam-men: „Artenvielfalt im Wald braucht mehr Raum und Zeit“. Auf einer Ex-kursion zum Naturwald Kleinengelein wurden riesige dicke Buchen bewun-dert, die über 45 m hoch und über 120 cm dick werden.

31.07.2025

Holzbewohnende Pilzarten schaffen Lebensraum für andere Arten

Pilzexperte Dr. Max Zibold von der Universität Bayreuth referierte über holzbewohnende Pilzarten, die ihren eigenen Lebensraum zu Humus abbauen. Die Arten brauchen unterschiedliches Totholz nebeneinander: stehend oder liegend, dick oder dünn, besonnt oder beschattet - je dicker, desto artenreicher. Einige brauchen 100 Kubikmeter Totholz pro Hektar - in deutschen Wirtschaftswäldern finden sich durchschnittlich nur 10 bis 20. 

Flechten sind hervorragende Bioindikatoren für gesunde Umwelt

Auch Flechten leiden unter dem Verschwinden alter Wälder. Zudem machen ihnen Luftverschmutzung und hohe Stickstoffeinträge den Garaus. Empfindliche Flechten sind Zeiger für saubere Luft. Sie leben jetzt alle zurückgezogen in großen Naturwäldern, so Flechtenexperte Prof. Roman Türk i.R. von der Universität Salzburg.

Alles oberirdische Leben basiert auf unterirdischen Nahrungsnetzen

In Buchenwäldern gibt es mehr als 2000 Bodenlebewesen. Bodenökologe Prof. Stefan Scheu von der Universität Göttingen erklärte, dass es Bakterien, Springschwänze, Regenwürmer und Co sind, die den Boden und damit die Bäume gesund halten. Alle fressen etwas anderes, viele davon Pilze. Die Artenvielfalt nimmt in Waldlücken mit 30 Metern Durchmesser ab, kann sich hier aber erholen. Bodenverdichtung durch Maschinen schädigt längerfristig. 

Amphibien brauchen wilde Wälder 

Wilde Wälder mit natürlicher Dynamik sind reich an Strukturen, wie Wurzeltellern und liegendem Totholz. Sie bieten Nahrung, Verstecke und halten Wasser in der Fläche. Der Biologe Ulrich Meßlinger: Biber schaffen Lebensräume für unzählige Arten und kostenlosen Hochwasserschutz. In Kleingewässern von Bibern leben viele Amphibien, auch Gelbbauchunken. Gefahren für Amphibien, wie verbaute Quellen, eingesetzte Fische, Forststraßen oder geschädigte Bäche sollten reduziert und Wasser im Wald gehalten werden. 

Wälder geschlossen halten, damit die Bäume sich wehren können

Auch holzbewohnende Käfer bauen Holz ab, es entstehen Humus und Nistplätze für Vögel. In Bayern sind 17 % der Käferarten ausgestorben, 29 % vom Aussterben bedroht bis gefährdet. Käferexperte Hans Mühle plädierte für geschlossenere Wälder sowie mehr Totholz und ältere Wälder. Waldränder sollten nicht gemäht werden: Blüten bieten Nahrung für viele Insekten. Bäume können sich unter guten Bedingungen wehren und erholen. Kontraproduktiv ist oft die Entnahme von Eichenprachtkäfern befallener Bäume, weil dadurch viele Lücken entstehen, wodurch die anderen Bäum geschwächt und leichter von Käfern befallen werden. 

Fledermäuse brauchen Naturwaldstrukturen 

Bechsteinfledermäuse sind sehr standorttreu und brauchen vielen Baumhöhlen, die sie traditionell jahrzehntelang nutzen. Mopsfledermäuse leben unter abstehender Rinde oder in Ritzen. Sie wechseln, wie Bechsteinfledermäuse, diese Quartiere regelmäßig und benötigen viele solcher Altwald-Strukturen. Beide europaweit geschützte Waldfledermäuse leben auch im Steigerwald. Fledermäuse lassen sich übrigens nicht umsiedeln.

Veranstalter:
BUND Naturschutz in Bayern e. V.,
Waldreferat der BN-Landesfachgeschä􀅌sstelle
Bauernfeindstr. 23, 90471 Nürnberg
Ulla Reck: Tel. 0176/200 385 23, ulla.reck@bund-naturschutz.de

Pressemitteilung

Faltblatt